Loch Maree

Tag 5: Von Applecross nach Gairloch

25.05.2017

Als ich morgens aus meinem Zelt kam und auf den Himmel über dem Meer blickte, hatte ich Hoffnung, dass der Tag besser als alle bisherigen werden könnte.

Ausweichstelle am Applecross-Pass
Ausweichstelle am Applecross-Pass

Es gab dort tatsächlich einige Lücken in den Wolken, die blauen Himmel zeigten. Das war auch die Meinung der beiden Engländer, die ihre beiden Zelte direkt neben meinem aufgebaut hatten. Es waren zwei Rentner, von denen der Eine einen alten Triumph und

Brücke am Applecross-Pass
Brücke am Applecross-Pass

der Andere ein altes Motorrad fuhr. Sie waren aus Manchester und auf dem Heimweg. Nach Dusche, Frühstück und Einpacken fuhr ich ungefähr zeitgleich mit den beiden Engländern los und wir trafen uns auf dem Weg über den Applecross-Pass immer wieder.

 

Applecross-Pass Blick Süd-Ost
Applecross-Pass Blick Süd-Ost

Auch heute waren wieder Wolken vorhanden, die den Blick auf die hohen Gipfel des Beinn Bhan verhinderten. Aber der Pass lag nicht in dem Hochnebel und man hatte Sicht bis in die Täler. Es gibt verschiedene Parkmöglichkeiten, von denen eindrucksvolle Fotos möglich sind, wenn das Wetter stimmt. Man sollte es wirklich vermeiden, in den Ausweichbuchten zu parken!!!  An manchen 180°-Kehren sind Möglichkeiten zu halten, die man nutzen kann.

 

View Point Bealach Na Ba
View Point Bealach Na Ba

DER Aussichtspunkt ist ‚Bealach na Bà Viewpoint‘, an dem eine Tafel zu finden ist, die zeigt, was in welcher Richtung und welcher Entfernung zu finden ist. Hier sind  genügend Parkplätze vorhanden. Der Name ‚Bealach na Bà‘ ist gälisch und bedeutet Vieh-Pass, da über ihn früher die Tiere von der Applecross-Halbinsel in die Städte gebracht wurden. Die Straße ist mit engen Haarnadel-Kurven gebaut, so wie in den Alpen üblich. Das ist für Großbritannien eher ungewöhnlich.

A896 vor Shieldaig
A896 vor Shieldaig

Hinter dem Applecross-Pass, bei Tornapress, kommt man wieder auf die A896 Richtung Shieldaig. Und hier riss der Himmel dann auf. Ich musste, nach vier Tagen Mistwetter, einfach aussteigen und ein Foto machen. Der Rest des Tages wurde dann immer besser.

Loch Shieldaig
Loch Shieldaig

Die A896 führt durch einen Einschnitt in den Bergen bis Shieldaig. Der kleine Ort liegt etwas abseits der Hauptstraße an dem gleichnamigen Loch und man sollte ruhig mal abfahren und den Blick über das Wasser genießen.  Vorgelagert ist die Insel Shieldaig Island.

Shieldaig
Shieldaig
Upper Loch Torridon
Upper Loch Torridon

Die Bucht, in der Shieldaig liegt, wird aus drei Lochs gebildet. Richtung Meer liegt das Loch Torridon, gefolgt von Loch Shieldaig. Im Landesinnern befindet sich das Upper Loch Torridon, an dem die A896 entlangführt. Es gibt einige Parkmöglichkeiten, von

River Balgy
River Balgy

denen man einen herrlichen Blick auf das Loch hat. Man sollte bei gutem Wetter auf jeden Fall halten und das blaue Wasser mit dem Grün der Landschaft fotografieren. Ein sehr schönes Motiv ist auch der River Balgy, den man ca. 1 km hinter Shieldaig überquert. Auf der anderen Seite des Upper Loch Torridon ist das Bergmassiv Beinn Alligin zu sehen, das sich nach Süden öffnet.  An einem der Parkplätze ist eine Tafel angebracht, auf der die einzelnen Gipfel erklärt sind. Zwei von ihnen sind als Munro eingestuft.

Upper Loch Torridon von Torridon
Upper Loch Torridon von Torridon

Am östlichen Ende des Lochs liegt der Ort Torridon. Von hier blickt man  über den langgestreckten See. In dem Städtchen befindet sich eine Jugendherberge und ein kleiner Campingplatz, sowie einige B&Bs. Torridon und die anderen Orte im Norden des  Loch Torridon sind Einstiegspunkte in die Bergmassive Beinn Alligin und Beinn Eighe. Das letztere ist auch vom Loch Maree erreichbar.

Ausläufer des Beinn Eighe
Ausläufer des Beinn Eighe

Von Torridon führt die A896 Richtung Nordost nach Kinlochewe. Dabei umrundet sie die östlichen Ausläufer des Beinn Eighe. Auch hier sind Parkplätze zu finden, von denen aus Wanderer in das Massiv einsteigen können. Nach 17 km erreicht man Kinlochewe, das eine Hotel, mehrere B&Bs und einen Campingplatz besitzt. Außerdem gibt es einen Supermarkt und die einzige  Tankstelle im weiten Umkreis.

Beinn Eighe Visitor Centre
Beinn Eighe Visitor Centre

Hier endet die A896 und wir folgen jetzt der A832 Richtung Gairloch. Kurz hinter Kinlochewe befindet sich an der Straße das Besucherzentrum des Beinn Eighe. Wer möchte, kann von hier wandern, aber auch das ‚Beinn Eighe Visitor-Center‘ ist sehenswert. Auf vielen Tafeln ist die Bergregion des Bergmassivs erklärt. Man erhält Informationen zu Entstehung, Flora, Fauna, Geschichte und weiteren Themen. Das ganze ist mit schönen Bildwänden gestaltet, die von hinten beleuchtet sind. Der Eintritt ist kostenlos, aber man kann eine kleine Spende bei der Dame am Empfang in entsprechende Büchsen werfen.  Absolut empfehlenswert!

Loch Maree
Loch Maree

Nach einem Kilometer erreicht man Loch Maree, der als einer der schönsten Seen in den Highlands gilt. Von der Fläche ist er der viertgrößte See Schottlands. Er soll, wie Loch Ness, von einem Ungeheuer namens Muc-sheilche bewohnt sein. Ich habe es nicht gesehen 😉.

Loch Maree
Loch Maree

Ich fuhr an dem ersten Parkplatz ab und lief an das Ufer des Sees. Die Farben des Wassers, des Himmels und der Bäume waren atemberaubend. Die kleinen weißen Wolken rundeten das Motiv noch ab. Ich habe natürlich wieder viel zu viele Fotos gemacht 🙄, aber das mit dem ’schönsten See‘ würde ich unterschreiben.

Von diesem Parkplatz aus sind 2 Rundwanderwege möglich.  Der Woodland Trail ist 1,5 km lang und man muss 100 Höhenmeter überwinden. Der Mountain Trail ist mit 6,5 km und 550 Höhenmetern deutlich anspruchsvoller.  Oben kommt man an den beiden Bergseen Loch Allt an Daraich und Lunar Loch vorbei. Ich vermute man hat von dort oben einen fantastischen Ausblick. Das nächste Mal plane ich diese Wanderung ein. An der Schutzhütte am Parkplatz sind Flyer mit Wegbeschreibung ausgelegt.

Loch Maree
Loch Maree

Nach etwa 7 km kam ein weiterer Parkplatz. Ich hielt hier nochmals an und wollte zum See hinunter laufen, aber es waren Warnschilder aufgestellt, die vor gefährlichen Erdspalten warnten.

Loch Maree
Loch Maree

Ich lief dann ein Stück nach rechts. Hier war ein Mann damit beschäftigt ein Kajak aus seinem Campingtransporter zu ziehen. Warnschilder waren nicht vorhanden und ich ging zum Ufer. Ich traute meinen Augen nicht.

Loch Maree
Loch Maree

Das Wasser in der Bucht war spiegelglatt und Wolken und die gegenüberliegenden Berge  spiegelten sich in dem Wasser Ich machte mehrere Aufnahmen, auch mit dem Weitwinkelobjektiv, während ich hinter mir das Gepoltere des Kajakfahrers hörte. Ich machte noch eine Panoramaaufnahme mit dem Handy, dann war der Kajakfahrer im Wasser und der Spiegel kaputt 😢.

Panorama Loch Maree
Panorama Loch Maree
Victoria Falls
Victoria Falls

Ich fuhr weiter am Loch Maree entlang. Kurz vor dem Weiler Slattadale geht links ein Weg ab, der zu dem Parkplatz der Victora Falls führt. Der Wasserfall ist leider nicht so spektakulär, wie sein Name verspricht, aber abfahren sollte man trotzdem, da man einen schönen Blick über die vorgelagerten Inseln hat.

Victoria Falls
Victoria Falls

Den Wasserfall kann man sich von zwei Holzplattformen anschauen. Ich traf hier einen Deutschen aus Neuss, der schon eine Woche länger als ich unterwegs war. Dadurch hatte er jetzt schon 12 Tage dieses schlechte Wetter gehabt und war schon reichlich frustriert. Hinter den Victoria Falls verlässt die A832  den See. Kurz davor gibt es eine Stelle, an der man eine Blick über den Loch Maree hat, mit dem dominierenden Berg Slioch. Der Berg ist mit 981 Metern ein Munro und von Kinlochewe in 4 bis 5 Stunden zu Fuß erreichbar.

Meer bei Gairloch
Meer bei Gairloch

Vom Loch Maree ging es weiter nach Gairloch. Es gibt dort zwei Campingplätze, von denen einer am Meeresufer, aber in der Stadt liegt. Der andere befindet etwa 4 km außerhalb und die Bilder, die ich bei Google-Maps gesehen hatte, zeigten einen langen weißen Sandstrand. Der Name des Platzes ist Sands Caravan&Camping und liegt am Strand Big Sand.

Strand Big Sand
Strand Big Sand

Ich fuhr also durch Gairloch und folgte der Küstenstraße, bis ich plötzlich tiefblaues Meer und weißen Sand neben mir hatte. Ich hielt an, um diese Farben zu fotografieren. Dazu musste ich durch ein kleines Gatter, neben dem ein Schild stand. Es besagte, dass das Gebiet zu dem Campingplatz gehört. Nichtbewohner könnten aber gegen eine geringe Gebühr Strand und sanitäre Einrichtungen benutzen. Man kann also hier im Norden auch einen wunderbaren Strandtag verbringen.

Strand Big Sand
Strand Big Sand

Ich fuhr weiter zur Einfahrt des Campingplatzes und meldete mich an. Ich glaube, die Nacht kostete 15GBP, was schon obere Preiskategorie für einen Campingplatz ist. Der Flyer, den ich bekam, zeigte die Plätze für die Zelte und die Hausordnung. Jedes Zelt musste vom nächsten 7 Meter Abstand haben!

Bachlauf auf Campingplatz
Bachlauf auf Campingplatz

Die mussten hier viel Platz haben. Ich wollte mir in der Nähe des Meers eine Stelle für mein Zelt suchen und fuhr in diese Richtung. Ich fand ein Areal mit einem kleinen Bachlauf daneben. Wow,  das war richtig schön. Ich baute mein Zelt auf und schaute mir die sanitären Anlagen an, die alle total sauber waren.  Zum Strand waren es vielleicht 50 Meter.

Weg zum Rubh'Re Point
Weg zum Rubh’Re Point

Es war jetzt 16:15 Uhr und ich hatte heute noch etwas vor. Wenn man Richtung Norden der Küstenstraße folgt, dann erreicht man ganz im Norden der Halbinsel Rubh’Re Point. An dieser Stelle hat David Alan Stevenson einen Leuchtturm errichtet. Die Stevensons waren eine Familie von Ingenieuren, die viele der Leuchttürme in Schottland errichtet haben.

Rua Reidh Lighthouse
Rua Reidh Lighthouse

Der erste von ihnen war Robert Stevenson, der bei seinem Stiefvater in das Baugeschäft einstieg. Seine Söhne, Enkel und ein Urenkel führten den Leuchtturmbau fort. Eine Ausnahme ist der Schriftsteller Robert Louis Stevenson, der durch die Romane ‚Die Schatzinsel‘ und ‚Dr. Jekyll und Mr.Hide‘ zu Weltruhm gelangte. Er war Enkel von Robert Stevenson.

Felsenküste Rubh'Re Point
Felsenküste Rubh’Re Point

Der Leuchtturm ist heute ein B&B-Hotel und nicht zu besichtigen. Früher war hier wohl ein Hostel untergebracht. Die Straße bis Melvaig darf auf jeden Fall befahren werden. Ab dort ist sie angeblich privat und nur für Anlieger frei. Aus dem Schild an der Straße wurde ich nicht recht schlau und im Internet und in meinem Reiseführer steht, dass die letzten 5 km für PKW gesperrt sind. Ich hatte mir für solche Fälle ein Faltrad gekauft, dass bis jetzt hinter dem Rücksitz untergebracht war.

Rua Reidh Lighthouse mit Skye
Rua Reidh Lighthouse mit Skye

Ich holte es jetzt raus und fuhr die letzten 5 km zu dem Leuchtturm. Ich war erstaunt, wie gut ich voran kam, obwohl die Straße z.T. auch Steigung hatte. Unterwegs sind zwei  Brücken über Täler, hinter denen ich aber absteigen und schieben musste. Dann erreicht ich den Leuchtturm, von dem man bis zu den Hebriden Skye und Harris hinüber blicken kann. Ich machte meine Fotos und ging dann noch ein Stück weiter nach Norden. Von hier sieht man die Halbinseln im Norden liegen, die ich die nächsten Tage besuchen wollte. An dieser Stelle sollen die Chancen gut sein Robben und Riesenhaie beobachten zu können.

Blick über Melvaig
Blick über Melvaig

Ich machte mich jetzt auf den Rückweg und dabei wurde mir klar, warum mir der Hinweg so leicht gefallen war. Ich hatte jetzt einen kräftigen Gegenwind, gegen den ich mich jetzt abstrampelte. Ziemlich abgekämpft erreichte ich mein Auto.

Abendstimmung Strand
Abendstimmung Strand

Der Campingplatz betreibt eine kleines Restaurant mit Pub. Nach der Rückkehr setzte ich mich mit einem Pint Lager vor das Gebäude, bevor ich dann bei meinem Zelt das Abendessen kochte. Das Wetter hatte sich heute so gebessert, dass ich die letzten Tage mit Regen und Wolken schon fast verdrängt hatte. Während ich diese Zeilen schreibe und nach oben scrolle, sehe ich noch den diesigen Morgen.

Sonnenuntergang Big Sand
Sonnenuntergang Big Sand

Langsam ging die Sonne unter und es wurde alles in ein orangefarbenes Licht getaucht. Ich nahm die Kamera und ging zum Strand. Dieser schöne  Sonnenuntergang   war dann noch der krönende Abschluss des Tages.