Highland Kalb

Tag 4: Von Broadford (Skye) nach Applecross

24.05.2017

Der Tag begann genauso ungemütlich, wie der Letzte aufgehört hatte. Ich schob nur meinen Kocher mit Wasser vor das Zelt und kochte mir einen Kaffee. Danach benutzte ich die Dusche, die einen sehr selbst gezimmerten Eindruck machte. In dem leichten Nieselregen baute ich möglichst schnell das Zelt ab und brach auf. In Broadford hatte ich am Abend vorher eine Tankstelle mit einem Co-Op-Supermarkt gesehen. Da ich jetzt in dünnbesiedeltes Gebiet fuhr, wollte ich volltanken und einkaufen. Der Supermarkt entpuppte sich als sehr groß und ich bekam alles was ich brauchte. Danach verließ ich die Insel über die Skye-Bridge.

Plockton
Plockton

Bei Kyle of Lochalsh nahm ich die Küstenstraße über Drumbuie und Duirinish nach Plockton. Dieser Ort war in meinen Reiseführer als einer der Schönsten erwähnt. Die bunten, idyllischen Häuschen ziehen sich an der Uferpromenade entlang. In den kleine Gärten, auf der anderen Straßenseite ziehen die Bewohner Gemüse und Blumen.

Hafen und Duncraig Castle
Hafen und Duncraig Castle

Dazwischen findet man tropische Pflanzen, die durch den Golfstrom auch hier überleben können. Leider machte das Wetter nicht mit. Über der Bucht hingen Wolken und ab und zu nieselte es noch. Trotzdem lief ich die Promenade entlang bis zu dem kleinen Hafen. Hier werden Schiffstouren zur Robben-Beobachtung  angeboten. Auf dem Rückweg nahm ich den Strecke am Ufer entlang. Von hier hat man einen guten Blick auf Duncraig Castle, das auf der anderen Seite der Bucht liegt . In dem Landhaus ist heute ein Hotel untergebracht.

Loch Carron bei Stromferry
Loch Carron bei Stromferry

Ich folgte der Küstenstraße, die bei Stromeferry auf die A890 trifft. Hier war bis 1970 ein Fährbetrieb über den Loch Carron eingerichtet, der den langen Weg um den See ersparte. Als die Straße um das Loch gebaut wurde, war die Fähre überflüssig. Auf der anderen Seite von Stromeferry liegt die Ruine von Strome Castle, die ich später besuchen wollte. An der A890 gibt es einen Aussichtspunkt, von dem man auf die gegenüberliegende Anlegestelle schauen kann. Eine kleine Schautafel erzählt die Geschichte von Stromeferry.

Lochcarron
Lochcarron

Bei Strathcarron trifft die A890 auf die A897, die nach Lochcarron führt. Bei diesem langgezogenen Ort hat man das Gefühl, jeder wollte den Blick auf Loch Carron. Der Ort zieht sich über 1,5km am Ufer entlang. An seinem Ende biegt die Straße Richtung Strome Castle ab.

Strome Castle
Strome Castle

Nach 5km erreicht man die Ruine, die ursprünglich von den Macdonalds Earls of Ross erbaut wurde. Die Besitzer wechselten immer wieder. Im Jahr 1602 wurde die Burg nach einer Belagerung gesprengt. Man sieht jetzt leider nur noch Reste eines quadratischen Turmes und des Innenhofes. Die Burg untersteht heute dem National Trust for Scotland.

Ich fuhr zurück nach Lochcarron und folgte der A896 weiter. Sie trifft nach etwa 8km auf den Loch Kishorn und kurz danach geht die Straße in Richtung Applecross ab. Um den Ort zu erreichen, muss man aber erst den Applecross-Pass überqueren. Die Strecke ist die zweithöchste Pass-Straße Großbritanniens  und steigt von etwas über  Meereshöhe auf 626m auf. Das hatte schon zuhause mein Interesse geweckt und ich wollte diese Pass-Strecke fahren und auf dem Campingplatz in Applecross übernachten.

Applecross-Pass in Wolken
Applecross-Pass in Wolken

Die Steigung ist zu Beginn der Strecke noch mäßig,  wird aber vor dem Pass extrem. Ich merkte schnell, dass ich heute einen Blick vom Pass auf den darunterliegenden Loch Kishorn vergessen konnte. Die Strecke verlor sich schnell in Nebel und tiefhängenden Wolken.

Applecross-Bay
Applecross-Bay

Das Fahren wurde zum Abenteuer, da ich nur eine Sicht von vielleicht 15m hatte. Immer wieder kamen mir andere Autos entgegen und einer musste dann wieder zur nächsten Ausweichstelle zurücksetzen. Auf dem Pass hielt ich nur kurz und nahm mir vor, die Strecke nochmals in die andere Richtung zu fahren. Als ich bergab fuhr und die Wolken verließ, konnte ich auf die Applecross-Bay  und die dahinterliegende Insel Raasay schauen. Die andere Seite der  Insel hatte ich letztes Jahr von Skye aus betrachten können.

Der Ort Applecross besteht aus ein paar Häusern, die sich an der Straße entlang des Ufers hinziehen. Es gibt einen Pub, ein Café und mehrere B&Bs. Die Schule, zwei Geschäfte und die Kirche liegen außerhalb des Ortes. Ich entschloss mich erst mein Zelt aufzubauen und dann von Applecross Richtung Süden bis Toscaig zu fahren.

Auf dem Campingplatz war gerade ein Mann dabei Rasen zu mähen. Ich versuchte abzuschätzen, wo er schon gemäht hatte, um dort mein Zelt aufzubauen. Meine deutschen Augen müssen sich aber getäuscht haben, da ich beim Zeltaufbau gefährlich nah von ihm mit  seinem Traktor umkreist wurde. Tut mir leid,  aber wenn man alle zwei Tage mäht, dann sieht nur ein Brite wo schon gemäht wurde. Das WLAN auf dem Campingplatz funktionierte nur in der Nähe der Rezeption und bei mir auch nur sporadisch.

Bucht bei Culduie
Bucht bei Culduie

Südlich von Applecross liegen mehrere kleine Ansiedlungen und man kann normalerweise von hier die Cuillins auf der Insel Skye sehen. Bei der heutigen Sicht  waren diese hohen Berge aber nicht sichtbar. Bei Toscaig gibt es einen Pier, der dann auch das Ende in dieser Richtung bedeutete.

Alte Kapelle Clachan Grounds
Alte Kapelle Clachan Grounds

Ich fuhr also noch in die andere Richtung und hielt bei dem Applecross-Visitor-Center, das aber schon geschlossen hatte. Daneben liegt der Friedhof und auf ihm sind die Reste einer mittelalterlichen Kapelle zum sehen. An dieser Stelle hatte St. Máelrubai, ein Mönch aus dem Gefolge  Columbans, ein Kloster errichtet, um von hier die Halbinsel zu besiedeln. Von dem im Jahr 672 gegründeten Kloster ist nichts mehr zu sehen, die Kapelle wurde erst im Mittelalter erbaut.

Küstenstraße Applecross
Küstenstraße Applecross

Da ich am nächsten Morgen nochmals die Pass-Straße fahren wollte, anstatt die Küstenstraße zu nehmen, folgte ich dieser nun Richtung Norden. Sie führt um die Applecross-Halbinsel herum bis Shieldaig.  Diese Strecke wurde 1976 gebaut und vorher war Applecross nur über die Pass-Strecke erreichbar, die

Strand bei Applecross
Strand bei Applecross

aber im Winter öfters nicht passierbar ist. Im Meer vor der Küstenstraße liegen die Inseln Raasay und Rona zwischen Skye und der Halbinsel. Hier sah ich dann auch den ersten schottischen Strand mit dem fast weißen Sand. Das Wasser hatte sogar heute die typische, türkise Farbe.

Highland Cattle
Highland Cattle

Dann kam eines der Highlights des Tages. Am Wegrand graste eine Herde von Highland-Cattles. Ich machte 2-3 Fotos aus dem Auto und fuhr dann weiter, beschloss dann aber kurz darauf umzudrehen. Jetzt hatte ich mehr Mut und sagte mir, dass da nur Kühe auf der Straße

Highland Kalb
Highland Kalb

sind. Also stieg ich aus, um die Highland-Rinder besser ablichten zu können. Irgendwann war ich dann doch zu nah, wie auf einem der Bilder zu sehen ist. Mein absoluter Liebling ist bis heute das Kalb. Diese Rinder scheinen hier immer zu grasen, da ich schon öfters Bilder von dieser Strecke mit den Tieren gesehen habe.

Ich fuhr jetzt zurück, stellte mein Auto auf dem Campingplatz ab und lief die 800m nach Applecross. Ich wollte in dem Applecross-Inn noch ein Bier trinken. Mittags hatte das Inn schon viele Gäste  gehabt, wobei die Leute auf den Bänken am Ufer gesessen hatten. Jetzt waren alle im Pub. Ich bestellte mir an der Theke ein Bier und suchte mir einen Stehplatz. Die Speisekarte, die auf eine riesige Kreidetafel an der Wand geschrieben war, bot vor allem frischen Fisch, aber auch Fleischgerichte. Darunter stand aber auch, dass man nach vegetarische Gerichten fragen kann.

Ich lief wieder auf den Campingplatz und kochte mein Abendessen selbst. Die Wetter-App auf meinem Handy zeigte für morgen eine Wetterbesserung 😊. Das war nach den letzten trüben Tagen auch nötig.