23.05.2017
Auch dieser Tag begann trocken und laut meiner Wetter-App sollte der Tag auch so bleiben. Der Ben Nevis war aber immer noch von tiefhängenden Wolken verborgen. Ich wollte heute u.a. zum Glenfinnan Viadukt um DEN Zug zu fotografieren. Letzes Jahr hatte das ja leider nicht geklappt. Zur Erinnerung: Über das Glenfinnan Viadukt fliegen Harry Potter und Ron mit dem Auto in dem Film ‚Die Kammer des Schreckens‘. Ich hatte vor, die nächste Nacht auf dem Campingplatz in Fort Augustusverbringen.

Ich plante die Zeit so, dass ich über eine Stunde vor dem Zug dort war. Der fährt normalerweise gegen 11:00 Uhr in Richtung Mallaig vorbei. Es gibt zwei Parkmöglichkeiten:
Der Parkplatz für das Glenfinnan Monument an dem Visitor Center kostet 2GB£, aber dafür kannst Du dort den ganzen Tag parken. Die zweite Parkmöglichkeit liegt an dem Weg, der zu dem Viadukt führt und ist kostenlos. Dort war dann auch schon alles voll. Ich bezahlte die 2GB£ und lief dann den Weg zum Viadukt, der für Fahrzeuge gesperrt ist.

Man braucht etwa 15 Minuten, dann führt links ein Trampelpfad zu dem Viadukt hoch. Hinter dem Viadukt sah ich dann die ganzen Bekloppten (ich gehörte ja auch dazu ) an dem Berghang sitzen und stehen, die den Zug fotografieren und filmen wollten. Ich suchte mir einen Platz zwischen ihnen, der mir ein Foto des Zuges auf der Brücke ermöglichte, ohne einen der anderen Fotografen mit abzulichten. Ich stellte die Kamera wie immer manuell ein. 1/200 Sekunde Belichtungszeit, damit es keine Bewegungsunschärfe gab, Blende 8 für die Schärfentiefe und damit kam ich dann auf ISO-320 für die Lichtempfindlichkeit. Das war halt dem bewölkten Himmel geschuldet. Das Objektiv stellte ich scharf auf die Mitte der Brücke und wartete…

Plötzlich hörte man das Pfeifen der Dampflokomotive und am Hang kam alles in Bewegung. Der Zug näherte sich und überfuhr dann das Viadukt. Dann war auch schon alles vorbei. Ich hatte aber einige Bilder gemacht und hoffte nur, dass diese was geworden waren. Man hat halt nur eine Chance oder muss ewig warten.


Ich folge dem Weg noch ein Stück den Hang hinauf. Er führt in den Ort Glenfinnan, aber soweit lief ich nicht. Von oben hat man eine schöne Sicht auf das Glenfinnan Monument und die vorgelagerte Insel von der Seite.

Als ich mich auf den Rückweg machte, war der Hügel von allen Fotografen verlassen. Nur ein älterer Mann, der mit einer DSLR auf einem Stativ gefilmt hatte, stand noch dort. Er war mir vorher schon aufgefallen. Auf meine Frage, auf was er wartete, sagte er mir, dass noch ein Zug käme. Der reguläre Zug von Mallaig nach Fort William. Also wartete ich noch einen Moment und nahm das Motiv auch noch mit.

Ich lief den Weg zurück und wollte mir noch das Glenfinnan Monument ansehen. Letztes Jahr war es vollständig eingehüllt, da es restauriert wurde. Dieses Jahr konnte ich es mir von allen Seiten anschauen, auch den anonymen Highlander im Kilt, der auf dem Memorial steht. Die Statue soll nicht Bonnie Prince Charlie darstellen, zu dessen Erinnerung das Denkmal gebaut wurde. Mehr Information dazu findet Ihr auf dem Blogeintrag vom letzten Jahr.

Zuletzt lief ich dann noch zu dem Viewpoint hinter dem Vistior Center hoch. Von hier hat man den besten Blick auf das Monument und dem dahinterliegenden Loch Shiel. Das Foto, das ich von dort oben aufgenommen habe, hat etwas von einem Gemälde.

Ich fuhr jetzt wieder zurück Richtung Fort William. Dort wollte ich mir die Neptune’s Staircase anschauen. Kurz vor dem Kanal geht rechts eine Straße ab, die zu einem großen Parkplatz an der Schleusenanlage führt. Hier parkten sogar 2 Busse, die die Touristenattraktion anfuhren.

Neptune’s Staircase ist die längste Schleusentreppe Großbritaniens und besteht aus acht Segmenten. Sie hebt die Schiffe und Boote zwanzig Meter nach oben in den Caledonian Canal. Man kann auf beiden Seiten der Schleusenanlage entlanglaufen und bei jedem Schleusentor die Seite wechseln. Oben im Kanal waren einige Ausflugsboote vertäut. Von dem Kanal ist nur ein kleines Stück zu sehen, da er recht schnell hinter einer Biegung verschwindet. Während ich an den Schleusen war, wurden leider keine Schiffe befördert. Der ganze Vorgang dauert allerdings auch 90 Minuten. Die Schleusenanlage wurde zu Beginn des 19.Jahrhundert erbaut und wurde damals noch mit der Hand betrieben. Deswegen waren auch acht Segmente nötig.
Aus der Gegend von den Schleusen hat man auch einen guten Blick auf den Ben Nevis und eigentlich wollte ich von hier ein Foto machen. Aber der höchste Berg Großbritanniens versteckte sich immer noch hinter Wolken.


So verließ ich Fort William und fuhr die Landstraße B8004 am Kanal entlang. Ich hoffte noch auf eine paar schöne Bilder vom Kanal, aber ich fand keine Motive. Die Straße führt meist auch nicht direkt am Kanal entlang. Die B8004 trifft dann nordwestlich von Spean Bridge auf die A82. Dort liegt das Commando Memorial. Es gedenkt der Toten der britischen Einheit, die hier ihr Trainingsgebiet hatte. Es wurde 1952 von der Queen Mother eingeweiht. Neben dem Denkmal gibt es einen kleinen Platz, an dem Angehörige Erinnerungen an Familienmitglieder ablegen können, die in der Armee gedient haben.
Von hier folgte ich der A82 weiter. Die führt dann am Loch Lochy und dem Loch Oich vorbei. Diese beiden Gewässer sind mit Loch Ness, die Seen, die den Talgrund des Great Glen bedecken. Am Loch Oich liegt das Invergarry Castle, einst Stammsitz des Clan MacDonnell of Glengarry und heute Ruine. Die Ruine stand auf meiner Liste, aber ich sie leider verpasst 😟. In Invergarry gibt es nämlich noch das Glengarry Castle Hotel, das ausgeschildert ist. Da ich mir nicht vorstellen konnte, dass ein Hotel zu besichtigen ist, fuhr ich weiter.

Am Ende des Loch Oichs entspringt der River Oich und wird dort von der Bridge of Oich überspannt. Diese Brücke ist so interessant, da der Konstrukteur James Dredge hier eine neue Technik angewandt hatte. Anstatt die Brücke wie bisher an zwei Seilen aufzuhängen, führte er mehrere Ketten über die beiden Steinpfeiler.

Die Ketten verjüngen sich, da sie nach und nach zu dem Brückenboden geführt werden. Das gleiche passiert auch bei der Verankerung. Man brauchte deshalb viel weniger Material und beide Seiten der Brücke sind selbsttragend. Eine Tafel erklärt das Prinzip, ist aber auch auf meinen Bildern zu erkennen. Kurz vor der Brücke gibt es einen kleinen, kostenlosen Parkplatz. Von hier erreicht man die Brücke in 3 Minuten zu Fuß. Neben der Brücke überquert die A82 den Caledonian Canal über eine Drehbrücke. Wenn ein Schiff die Straße passiert, dann wird der Verkehr angehalten.

Mein letztes Ziel für diesen Tag sollte eigentlich Fort Augustus sein. Das liegt am westlichen Ende des Loch Ness und war nicht weit. Als ich dort ankam, war die Stadt überlaufen. Im Norden der Stadt befindet sich ein großer Parkplatz. Ich parkte zwischen den vielen Autos der Tagesbesucher. Das Parken war kostenlos, da die Pay&Display-Automaten zugehängt waren. So lief ich dann an die Schleusen, die in Fort Augustus nur 5 Stufen haben. Die oberste Stufe wurde gerade geflutet und es waren 6 Boote darin, die in den Caledonian Canal einfahren wollten. Leider habe ich keinen kompletten Schleusvorgang gesehen.
Es war jetzt 15:30 Uhr und eigentlich wäre ich jetzt auf den Campingplatz, aber es war mir noch zu früh. Der Supermarkt, der neben dem Parkplatz lag, war durch die Tagestouristen leer gekauft. Frisches Brot gab es gar nicht mehr. So entschloss ich mich wieder in den Westen zu fahren. Diese Strecke hatte ich für den nächsten Morgen vorgesehen. Google Maps sagte mir, dass ich in etwas mehr als einer Stunde in Kyle of Lochalsh sein könnte und ich machte mich auf den Weg.
Ich fuhr zurück bis Invergarry und bog dort auf die A87 ab, die bis Skye führt. Auf der Strecke kam ich dann in das Regengebiet, das angekündigt war.
Am Loch Alsh liegt Eilean Donan Castle, eine der schönsten Burgen Schottlands. Sie diente in vielen Filmen als Kulisse, wie z.B. ‚James Bond Die Welt ist nicht genug‘, ‚Highlander‘ und ‚Braveheart‘. Ich hatte die Burg schon letztes Jahr besucht, diesmal war aber alles grau. Bei Google Maps hatte ich Bilder gesehen, die das Gebäude von oben zeigten. Als Position war der Berg hinter der A87 angezeigt. Ich fuhr also bei Durnie ab und den Berg hinauf. Irgendwann kommt eine Stelle, an der rechts keine Bäume stehen und man hat diesen besagten Blick auf die Burg. Es muss aber noch weitere Positionen geben. Ich nahm mir für den nächsten Morgen vor, hier nochmals vorbeizufahren, falls das Wetter sich bessern sollte.
In Durnie war ein Viewpoint ausgeschildert, der ebenfalls an dieser Straße liegen sollte. Ich fuhr also den Weg weiter und man kommt dann an eine Vorsprung, der einen tollen Blick auf den Loch Alsh und den Loch Duich bietet. Bei gutem Wetter sollte man hier hoch fahren.
Ich hatte mir zuhause schon einen Campingplatz am Loch Alsh herausgesucht und da der nur für kleine Zelte zugelassen war, alternativ einen auf Skye. Als ich bei dem ersten Campingplatz ankam, war das Büro nicht besetzt. Ein Schild hing an der Tür, dass man sich einen Platz suchen soll und abends gegen 19:00 Uhr zum Bezahlen in das Büro kommen solle. Allerdins wären nur kleine Zelte bis 150cm zugelassen. In Gedanken stellte ich mich vor mein Zelt und war sicher, dass es 170cm hätte. Bevor ich eventuell mein Zelt abbauen müsste, fuhr ich weiter nach Skye. Der Campingplatz dort war urig und man hatte das Gefühl, der nette Besitzer hat das alles selbst zusammengebaut. Aber die gesamte Anlage war sehr sauber. Ich baute das Zelt bei Regen und Wind auf und hatte keine Lust mehr zu kochen. Ich bin dann abends ca. 4km bis Broadford gefahren. Im Broadford Hotel gibt es einen Pub, in dem ich gegessen habe.
Als ich auf den Campingplatz zurück kam, blies ein kräftiger Wind, der den Regen zu feinsten Wassertröpfen zerriss. So blieb es fast die ganze Nacht.