Tag 5: Von Oban nach Fort William

Campingplatz Oban
Campingplatz Oban

Nachdem ich fertig für die Abreise war, wollte ich wenigstens nochmal ein paar Fotos von dem Campingplatz machen. Das weite Feld für Zelte hatte ich mir in der Nacht mit wenigen anderen Campern geteilt. Hier gibt es auch kleine Blockhäuser, die man mieten kann. Sie bieten neben einem Schlafplatz wohl auch eine kleine Küche. Das findet man auf den britischen Campingplätzen häufig.

Campingplatz Oban und Sound of Kerrera
Campingplatz Oban und Sound of Kerrera

Ich stieg auf einen Hügel, der den Campingplatz um ca. 10m überragte. Von hier hatte ich einen irren Blick über den Kerrera-Sund (engl. Sound of Kerrera) und der vorgelagerten Insel Kerrera. Das war am Abend vorher viel weniger spektakulär, da die Sonne im Westen stand.

Ich fuhr die schmale Straße vom Campingplatz aus zurück nach Oban. Sie ist größtenteils als Single-Track-Road ausgelegt und von hier geht auch die Personenfähre hinüber auf die Insel Kerrera.

In der Stadt angekommen suchte ich einen Parkplatz. In der Nähe der Fährterminals ist ein recht großer, aber es gibt auch Kleinere näher am Hafen. Als ich das obligatorische „Pay and Display“ machen wollte, leerte eine Angestellter gerade den Parkscheinautomat. Meine Bemerkung, dass er einen tollen Job hätte und für heute genug verdient hätte und nach Hause gehen könnte, nahm er mit schottischem Humor auf und meinte, dass wäre eine gute Idee.

Hafen Oban
Hafen Oban

Der Weg zum Hafen war nicht weit. Dort angekommen folgte ich der Uferpromenade. Hier findet man, neben zahlreichen Seafood-Restaurants, auch zahlreiche Shoppingmöglichkeiten. Oban ist halt die Größe Stadt in der Region. Im Hafen liegen viele Fischer- und Ausflugsboote.

Ich suchte die „Visit Scottland“-Filiale, da ich nach der gestrigen Odyssee eine Karte mit eingezeichneten Campingplätzen haben wollte. Außerdem brauchte ich noch einen Stadtplan von Oban, um mich etwas zu orientieren. Ich wollte zu Fuß hinauf zum McCaig’s Tower. Dazu später mehr.

Der Stadtplan war wie erwartet kostenlos. Er zeigt auf der einen Seite die Stadt mit allen erforderlichen Straßennamen. Auf der Rückseite ist noch eine Übersichtskarte gedruckt, die das Gebiet um Oban mit Mull und bis hoch nach Fort William zeigt. Klar, dass bei dem „Preis“ auch noch genügend Werbung zu sehen ist.

Die Karte mit den Campingplätzen kostete ebenfalls nichts. Ich wäre aber auch bereit gewesen, etwas dafür zu bezahlen. Sie enthält ca. 250 Campingplätze in Schottland, nennt sich „Caravan and Camping Parks Map“ und ist von „Visit Scottland“ herausgegeben.“ Auf der enthaltenen Schottlandkarte sind alle Campingplätze mit ihrer Nummer eingetragen. Leider ist die Karte auf zu dünnem Papier gedruckt, so dass schon ein Windstoß die Karte an der Falz zerreißt. Ansonsten kann man mit der Karte gut Campingplätze finden, nur im Norden Schottlands wird die Auswahl dann spärlich.

Weg zum McCaigs Tower
Weg zum McCaigs Tower

Mit dem Stadtplan in der Hand machte ich mich auf den Weg zum McCaig’s Tower, auch Krone von Oban genannt (Crown of Oban). Der Vergleich mit einer Krone ist durch die Lage und das Aussehen sehr passend. Ich hatte das Bauwerk schon vom Hafen aus gesehen, da es sehr dominierend über der Stadt liegt. Der Weg windet sich über Kurven nach oben und führt an den typischen Häusern mit ihren gepflegten Gärten vorbei.

McCaigs Tower Außen
McCaigs Tower Außen

Der Tower wurde von dem Bankier John Stuart McCaig 1897 an der Stelle gebaut, an der früher die schweren Geschütze über Oban platziert waren. Die Idee von McCaig war ein Monument nach Art des römischen Coloseums, aber mit einem Turm in der Mitte.

McCaigs Tower Innen
McCaigs Tower Innen

Hier wollte er sich und seiner Familie mit Bronzestatuen ein Denkmal für die nachfolgenden Generationen erbauen. Vor der Fertigstellung starb McCaig 1902 an Angina Pectoris. Durch weitere Todesfälle und

McCaigs Tower Innen
McCaigs Tower Innen

Verlust des Vermögens der Familie, wurde der Weiterbau gestoppt und das Monument besteht bis heute nur aus der Aussenmauer. Trotzdem ist es ein Bauwerk, das Oban auch in der Zukunft prägen wird.

Oban und Sound of Kerrera
Oban und Sound of Kerrera

Von hier oben bietet sich ein fantastische Blick über die Stadt, den Sound of Kerrera und dessen namensgebende Insel. Im Inneren der Mauern, das fast 60m Durchmesser hat,  ist ein kleiner Park angelegt.

Hafen und Fährterminal
Hafen und Fährterminal

Zurück in der Stadt, schlenderte ich noch etwas am Hafen entlang. Auf der einen Seite liegen hier idyllisch die Fischerboote, auf der anderen Seite gehen die recht großen Fähren der Reederei Caledonian MacBrayne ab. Durch den Schiffsverkehr, die Einheimischen, die hier einkaufen und die vielen Touristen, wirkte die Stadt sehr lebendig.

Kerrera vom Hafen von Oban
Kerrera vom Hafen von Oban

Von hier erreicht man die meisten der inneren und äußeren Hebriden. Nachdem ich noch meinen obligatorischen Tee in eine kleine Café am Hafen hatte und meine weitere Route geplant war, fuhr ich los.

 

Connel Bridge
Connel Bridge

Manchmal begegnet man auch einer Sehenswürdigkeit oder einem Naturschauspiel, das man gar nicht erwartet hat. So erging es mir, als ich ca. 10km hinter Oban die Connel Bridge erblickte. Sie verbindet Connel mit North Connel, wo auch der Oban Airport angesiedelt ist. Mich faszinierte eigentlich die Stahlbrücke, die hier über das Ende des Loch Etive führt und ich fand eine Parkplatz nahe der Brücke.

Falls of Lora am Loch Etive
Falls of Lora am Loch Etive

Dann aber entdeckte ich an dem Parkplatz eine Info-Tafel über die Falls of Lora, die sich unterhalb der Brücke befinden. Bei einer großen Flut drängen sich hier bis zu 4600 Tonnen Wasser pro Sekunde durch den engen Durchlass in das 30km lange Loch Etive. Die Fließgeschwindigkeit beträgt bis zu 22km/h. Bei jeder Ebbe-/Flut-Periode sind es bis zu 66 Millionen Kubikmeter Wasser, die hier durchfließen. Durch diese Extrema sind die Falls of Lora  für Wildwasser-Kanuten ein beliebtes Ziel. Ich war leider zu einem Zeitpunkt an den Falls, als keine große Tidentätigkeit war, aber man sieht auf dem Bild schon sehr deutlich die Wasserverwirbelungen in dem Strom.

Castle Stalker im Loch Laich
Castle Stalker im Loch Laich

Mein nächstes Ziel für diesem Tag war Castle Stalker. Es liegt am Ende des Loch Laich, an der dieser in das Loch Linnhe übergeht. Ich habe leider nicht die Stelle an der A828 gefunden, von der man die Burg (eigentlich ist es ein Wehrturm) am besten fotografiert. Ich fuhr nochmals zurück und machte ein Foto mit dem Teleobjektiv von der Straße nach Port Appin.

Pier Port Appin
Pier Port Appin

Bei dieser Gelegenheit fuhr ich dann weiter bis Port Appin.  Es ist ein kleiner, verstreut liegender Ort, an dessen Hafen das Pierhouse liegt. Es ist für seine Meeresfrüchte berühmt ist, die hier fangfrisch angeboten werden.

Fischerboot bei Port Appin
Fischerboot bei Port Appin

Eine Einkaufsmöglichkeit gibt es in einem kleinen Co-Op-Supermarkt. Von der  Hafenmole verkehrt mehrmals täglich eine Personenfähre auf die Insel Lismore, deren nördliches Ende gegenüber des Ortes liegt.

Port Appin am Lynn of Lorne
Port Appin am Lynn of Lorne

Die 14 km lange Insel bietet mehrere Sehenswürdigkeiten, die sich am besten mit einem Fahrrad erkunden lassen. Man sollte sich allerdings mit Proviant eindecken, da es keine Geschäfte auf der Insel gibt.

Westseite Loch Leven
Westseite Loch Leven

Ich fuhr von hier weiter in Richtung Fort William. Ich hatte in meinen Reiseführern von dem Loch Leven gelesen, das sich kurz vor Fort William ca. 17km in das Landesinnere erstreckt. Von Ballachlish fährt man am Südufer eine Küstenstraße entlang, die aber immer wieder an den Bergflanken hoch über den See führt. Von dort hat man dann einen überwältigenden Blick auf das Loch mit seinem tiefblauen Wasser.

Ostseite Loch Leven
Ostseite Loch Leven

Man kommt hier auch durch den Ort Glencoe, von dem man das Glen Coe oder auch „Tal der Tränen“ erreicht. Hier wurde 1692 unter den Mitgliedern des MacDonald-Clan ein Blutbad angerichtet. Das geschah im Auftrag des englischen Königs Wilhelm III. Da der Clanchef Maclain of Glencoe nicht rechtzeitig seinen Treueeid schwor, schickte man Robert Campbell of Glenlyon mit 130 Soldaten in das Tal. Sie missbrauchten die Gastfreundschaft und töteten 40 Menschen im Morgengrauen des 13. Februar. 350 weitere Clanmitglieder flohen in die Berge, wo die meisten in der Kälte des Februars erfroren. Im Glencoe Visitior Center gibt es eine Ausstellung diesem blutigen Gemetzel.

Kinlochleven am Fluss
Kinlochleven am Fluss

Am östlichen Ende des Loch Leven liegt der Ort Kinlochleven. Bis Anfang des 20. Jahrhundert ein winziges Dorf, wurde es mit der Errichtung einer Aluminiumhütte ab 1907 zu einer Arbeiterstadt mitten in den Highlands.

Wasserfal am River Leven
Wasserfal am River Leven

Das Werk beschäftigte bis zu 700 Arbeiter in den Spitzenzeiten, wurde dann aber durch mehrere Fusionen des Mutterkonzern unwichtiger und wurde 1996 geschlossen. Es gibt ein kleines Visitor Centre „The Aluminium Story“, das die Geschichte des Ortes erzählt.

River Leven mit Ice Factor
River Leven mit Ice Factor

Die größte Attraktion des Ortes ist aber mit Sicherheit der „Ice Factor“, ein Kletterzentrum mit der größten Indoor-Eiskletterwand der Welt und der höchsten, zusammenhängenden Indoor-Kletterwand Großbritanniens.

Kinlochleven Sculpture Trail
Kinlochleven Sculpture Trail

Hinter der Straßenbrücke über den River Leven startet der Kinlochleven Sculpture Trail, der das Leben an und in dem Fluss und in dem Ort beschreibt. Ich habe mir nur Zeit für die erste Station des Weges genommen. Die weiteren 4 Stationen liegen an einem Fußweg auf beiden Seiten des River Leven.

 

 

Mediteranes Loch Leven
Mediteranes Loch Leven

Von Kinlochleven ging es an der Nordseite des Lochs zurück. Ich fuhr hier gegen halb drei nachmittags entlang. Die Maisonne trieb die Temperatur auf 25°, im Auto stieg die Temperatur noch höher. Ich überlegte schon, die Fenster zu schließen und die Klimaanlage anzumachen.

Segelyachten Loch Leven
Segelyachten Loch Leven

Ich verkniff mir das aber, da diese Wärme den Kiefern einen Duft entlockte,  so dass ich mich fühlte, als wäre ich am Mittelmeer. Das blaue Wasser des Lochs und die weißen Segelyachten, die ich fotografierte, verstärkten das Gefühl noch. Als ich auf die Gipfel der Berge hinter dem Südufer schaute und dort noch Schnee endeckt, war das bei den Temperaturen ein unwirklicher Anblick.

Am Ende des Loch Leven, bei North Ballachulish, traf ich wieder auf die A82, die von hier nach Fort William führt. An dieser Strecke machte mich dann auch ein Schild darauf aufmerksam, dass ich jetzt die Grenze zu den Highlands  überschritten hatte. Die Strecke führte jetzt Richtung Nord-Ost am Loch Linnhe entlang.  Als ich an dem Ortsschild von Fort William vorbeifuhr, war ich doch überrascht, wie lange es dauerte, bis ich den Stadtkern erreichte. Das liegt an den vielen kleinen Häusern, die hier an der A82 am Loch Linnhe entlang gebaut wurden. Hier findet man auch viele B&B-Unterkünfte.

Ich fuhr durch Fort William hindurch und in das Tal des River Nevis. Am Fuße des Ben Nevis, des höchsten Berges Großbritanniens, lag der Campingplatz, den ich schon zuhause ausgesucht hatte, und zwar genau wegen dieser außergewöhnlichen Lage. zeltvorbennevisNach der Anmeldung, konnte ich mir unter drei Arealen für Camper mit Zelt, eines aussuchen. Ich wählte das, das den besten Blick auf DEN Berg hatte. Ich baute mein Zelt auf und dabei knickten zwei der vier Spann-Gestänge in dem Wind ein, der hier mit hoher Geschwindigkeit durch das Tal fegt. Nach anfänglicher Verzweiflung, spannte ich das Gestänge mit zwei zusätzlichen Leinen nach außen ab und das hielt dann.

Saint Andrew's Church
Saint Andrew’s Church

Da ich noch etwas einkaufen wollte, fuhr ich noch nach Fort William in die Innenstadt. Eventuell gab es ja auch einen Pub mit einem Pint Lager für mich. 😉 Ich fand einen Parkplatz  in der Nähe der Fußgängerzone, in der  es eine Menge Pubs, Bars und Restaurant gab.

Duncansburgh Macintosh Church
Duncansburgh Macintosh Church

Bei dem guten Wetter war aber draußen kein Platz mehr zu finden. Also setzte ich mich in einen Pub names Volunteer Arms und trank ein frisch gezapftes Tennant Lager. 🙂 In der Fußgängerzone hatte ich auch einen Tesco Metro gesehen. Dort wollte ich nun meine Einkäufe machen. Auf dem Weg dorthin kam ich an der Saint Andrew’s Church vorbei, eine kleine Kirche, die in der Abendsonne leuchtet. Hinter dem Tesco befindet sich The Parade, ein kleine Park mit Statuen und Skulpturen. Hier befindet sich die Duncansburgh Macintosh Church.

Ben Nevis in der Abendsonne
Ben Nevis in der Abendsonne

Zurück auf dem Campingplatz kochte ich mein Abendessen und genoss den Blick auf den Ben Nevis. Während das Tal immer mehr im Schatten lag, war der Gipfel immer noch im vollen Sonnenlicht. Zuletzt glühte der Gipfel rot auf, als die Sonne unterging. Da war es im Tal aber schon dunkel. Es war jetzt auch Zeit zu schlafen…