Tag 2: Anreise und Loch Lomond

Bei Lancaster lege ich gegen halb acht eine Frühstückspause ein. Am Straßenrand der Motorways werden die nächsten Servicestationen  mit Meilenzahl und Betreibern angezeigt. Ich wollte nur einen riesengroßen Kaffee und eine Kleinigkeit zu essen. Ich entschied mich für Costa. Ich hatte dort vor 2 Monaten in London ein Toastie mit Pilzen und Emmentaler gegessen, das mir als lecker in Erinnerung geblieben ist. Der Kaffee schmeckt bei allen gleich gut. Meine Erinnerungen an den englischen Kaffee vor ca. 30 Jahren sind erfreulicherweise passé.

Meine Vermutung, dass das Angebot in allen Filialen identisch ist, bewahrheitete sich dann. Die beiden Mädels bei Lancaster hatten aber, im Gegensatz zu ihrer Kollegin in London, schon mal was von britischer Freundlichkeit und Geduld gehört. 😉 Ich nahm Kaffee und Toastie zum Mitnehmen, da ich den Kaffee noch im Auto trinken wollte.

Hinter Lancaster führt der Motorway 6 dann am Rande des Lake Districts vorbei. Die Landschaft mit Bergen und Seen bekräftigten meinen früheren Wunsch auch hier mal mit der Fotokamera vorbeizukommen.

Hinter Carlisle ging es dann plötzlich ganz schnell. Ein Schild mit „Scottish Border ahead“ (o.ä.) und ‚Schwups‘ war ich in Schottland. Ich hatte mir das spektakulärer vorgestellt, aber dann darf man wahrscheinlich keine Grenzen auf der Autobahn überfahren. Die M6 verwandelt sich dann bei Gretna Green in die A74, die bis Glasgow führt. Bei Lockerbie denke ich an das letzte Mal, dass ich hier vorbeifuhr. Das war 1989 und ca. 10 Monate nach dem Anschlag auf den Jumbo Jet der Pan-Am, bei dem 270 Menschen getötet wurden. Das in unserer heutigen Zeit die Anzahl der Anschläge  sich häufen, ließ mich doch nachdenklich werden. 🙁

Kurz vor Glasgow änderte ich das Ziel im Navi von Glasgow auf Balloch am Loch Lomond,  an dem ich die nächsten zwei Tage mein Zelt aufstellen wollte. Die Strecke an/durch Glasgow war mit ihren vielen Zu- und Abfahrten schon anstrengend. Ich war froh, als ich dann auf den ersten Schildern „Loch Lomond“ las und außerhalb von Glasgow war. 😮

In Balloch angekommen, musste ich mir jetzt einen Campingplatz suchen. Meinen ersten nach 29 Jahren! Ich wollte an die Ostküste des Loch Lomond, die unberührter sein sollte. In meinem Reiseführer waren zwei vorgeschlagen und ich wählte den „Milarrochy Bay Camping and Caravanning Club Site“ ca. 3km hinter Balmaha.

Loch Lommond bei Balmaha
Loch Lommond bei Balmaha

Dort angekommen wurde ich freundlich begrüßt, aber anmelden dürfen sich neue Gäste erst ab 13:00Uhr. Ich könnte mir aber bis dahin den Campingplatz gerne ansehen und die Einrichtungen benutzen. Es war 12:00Uhr und ich nutze die Zeit um in meinem Reiseführer zu lesen, was ich heute noch machen könnte.

Um 13:00Uhr meldete ich mich an und bekam ein  Areal zugewiesen, dass für mein Zelt und Auto mehr als ausreichend war.

Vor dem Zelt seht Ihr den "Profi-Hammer" :D
Vor dem Zelt seht Ihr den „Profi-Hammer“

Ich fing an mein Zelt aufzubauen, was anfangs rechts fix ging, da ich mir ein Quick-Up-Zelt von Qeedo gekauft hatte. Der schnelle Aufbau geriet dann aber ins Stocken, als ich merkte, dass ich keinen Hammer für die Heringe dabei hatte. Professionell schlug ich die Heringe mit einem in der Nähe gefundenen Stein in den Boden. Meine für heute geplanten Aktivitäten ergänzte ich im Kopf um „Hammerkauf“. 😀

Ich brach dann auf in Richtung Balloch, um noch ein paar Einkäufe zu machen. Ich hatte unterwegs ein „Home and Garden Center“ gesehen und hoffte, dass es dort auch so etwas wie einen Hammer geben könnte. Meine Hoffnung wurde aber schnell enttäuscht. Hier konntest Du nur die Sachen kaufen, die Du brauchst, um Dein Haus und Deinen Garten für einen Rosamunde-Pilcher-Film vorzubereiten. Eventuell hätte ich bei den Gartengeräten noch eine kleine Axt kaufen können.

Bei meiner ersten Fahrt durch Balloch an diesem Tage, hatte ich ein Hinweisschild auf die „Loch Lomond Shores“ gesehen. Die wollte ich mir jetzt mal ansehen. Als erstes kommst Du auf ein riesiges Parkplatzareal, das mich erst mal überforderte. Allerdings ist das „Leitsystem“ mehr für die Hauptsaison gedacht und ich fand einen Parkplatz recht nahe am Geschehen.

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Maid of the Loch

Das Center besteht aus Geschäften, Cafés und Restaurants. Für Kinder ist ein großer Spielplatz vorhanden, für die großen (und kleinen) ein Minigolfplatz. Am Ufer befindet sich ein Sealife-Aquarium und die Möglichkeit Boote und Segways zu mieten.  Am Ende der Landzunge befindet sich das alte Dampfschiff „Maid of the Loch“, das hier seinen Liegeplatz gefunden hat. Es ist ab Ostern an den Wochenenden und in den Sommerferien täglich zur Besichtigung geöffnet. An Bord gibt es auch ein Café.

In Balloch hatte ich einen Supermarkt der Kette  „The Co-operative Group“ oder kurz TCG gesehen, aber keinen Tesco. Aber diese Gruppe vertreibt viele regionale Produkte und wurde damit für mich die erste Wahl bei Einkäufen. Ich kaufte mir ein Stück Pickles, mittelalten, schottischen Cheddar  (das ist für mich GB) und ein  Baguette für das Frühstück. Der Campingplatz von Balmaha liegt ziemlich abseits und für frisches Brot musste ich wahrscheinlich ein ganzes Stück fahren.

Als in in Google Maps nach einem Tesco suchte, wurden mir zwei in dem Ort Helensburgh angezeigt. Da es noch recht früh war, entschied ich mich noch in diesen Ort zu fahren, der an der Mündung des River Clyde liegt. Der Ort hat einige Einzelhandelsgeschäfte, ist aber insgesamt ziemlich ruhig. Das kann aber auch daran liegen, dass ich samstags am frühen Abend dort ankam. ABER: Ich fand ein Haushaltswarengeschäft mit einem HAMMER (eigentlich ein Fäustel).  Als ich die 8,00£ bezahlte, verabschiedete ich im Geist meinen liebgewonnenen Stein 😉

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Mein Trangia Kocher

Zurück auf dem Campingplatz kochte ich mir mein erstes Abendessen mit meinem Trangia Spirituskocher. Zuhause hatte ich probehalber mal einen halben Liter Wasser erhitzt, aber jetzt kam der Ernst des Lebens. Ich kochte mir eine Tomatensauce mit angedünsteten Zwiebel und dazu Tortellini. Ich musste einmal Spiritus neu einfüllen, aber insgesamt ging das Kochen mit dem Trangia gut und schnell. Das Spülen des Kochgeschirrs war, in dem immer sauberen Spülraum des Campingplatzes, schnell erledigt.

Nach dem Essen plante ich den nächsten Tag. Meine WetterApp zeigte relatives gutes Wetter für Sonntag an, ab Montag sollte es super werden. Ich entschloss mich am nächsten Tag Stirling zu besuchen. Eigentlich hatte ich das für den Rückweg geplant, aber Stirling liegt etwa gleich weit von Glasgow und Edinburgh entfernt. Die Besichtigung von Stirling Castle und dem Wallace Monument wäre auch bei schlechten Wetter möglich gewesen. Mit diesem Plan im Kopf verbrachte ich die erste Nacht in meinem Zelt…