Die Anfänge des Weinbaus im Rheingau liegen in der Römerzeit. Funde von Rebmessern und Tongefäßen im 19 Jahrhundert in Rüdesheim und bei Wicker, sowie weitere in diesem Jahrhundert, belegen den Anbau von Reben durch die Römer zur Zeit der Errichtung des Limes.

Eine urkundliche Erwähnung über eine Schenkung von zwei Weinbergen an ein Kloster ist aus dem Jahre 779 bekannt.

Ludwig der Fromme, dem der Rheingauer Wein anscheinend sehr gut schmeckte, erwarb im Jahre 817 Weinberge bei dem heutigen Johannisberg.

Zu Beginn des 11.Jahrhunderts kam der Rheingau mehr und mehr unter die Hoheit des Mainzer Erzbistums, was im 12.Jahrhundert viele neugegründete Klöster zur Folge hatte (Johannisberg, Eberbach usw.). Die Rheingauer Weinbauern waren keine Leibeigenen, sondern hatten sich Rechte erworben, die sonst nur Bürger von Städten besaßen. Diese Umstände trieben die Entwicklung des Weinbaus kräftig voran und die Anbaufläche wurde stetig erweitert.

Im Jahr 1470 wird erstmals der Spätburgunder im Rheingau urkundlich erwähnt. Der Riesling, zwar seit 1435 bekannt, setzt sich erst zu Beginn des 18.Jahrhunderts im Rheingau durch. Maßgeblich daran beteiligt war die Abtei Fulda, die zu dieser Zeit in Johannisberg eine Neuanlage der Weinberge mit Rieslingreben betrieb. Der Anbau des Rieslings und seine Anfälligkeit für die Edelfäule machten erst die Endeckung der Spätlese im Jahr 1775 in Johannisberg möglich.

Ebenfalls in diesem Jahrhundert wurden die ersten Cabinet-Keller eingerichtet, in denen Spitzenweine längere Zeit lagerten bevor sie in den Verkauf kamen.

Als zu Beginn des 19.Jahrhunderts der Mainzer Erzstift aufgelöst wurde, kam der Rheingau unter die Herrschaft des Herzogs von Nassau. Aus den Klöstern wurden Domänen, die das Erbe, bzgl. des Weinbaus, übernahmen.

Im Jahr 1872 wurde in Geisenheim die Lehr- und Forschungsanstalt für Obst-, Wein- und Gartenbau gegründet. Man richtete nach und nach Institute ein, die alle Bereiche des Weinbaus bis zum heutigen Tag wissenschaftlich erforschen.

Ende des 19.Jahrhunderts schlossen sich Winzer zu Genossenschaften zusammen, um ihre Weine gemeinschaftlich zu vermarkten. Trotzdem wird noch heute ein Großteil des Weines von den Winzern im Direktverkauf abgesetzt. Hinweise geben kleine Schildchen mit der Aufschrift ´Flaschenweinverkauf´ an den Häusern der Weingüter.

Die Qualität der Rheingauer Weine liegt in vielen Ursachen begründet. Ein wichtiger Punkt sind die geographischen Gegebenheiten. Der Rhein fließt normalerweise in Süd-Nord-Richtung durch Deutschland. Nur bei Mainz macht er plötzlich einen Biegung um 90°, um ca. 30km nach Westen zu fließen und dann seiner ursprünglich Richtung zu folgen. Diese 30km sind das Herzstück des Rheingaus, das aus Südhängen besteht, die möglichst viel Sonne einfangen. Die Nordseite ist durch Bergrücken abgeschirmt, die den kalten Nordwind abfangen. Im Tal fließt der Rhein, der Sonnenlicht reflektiert und ein riesiges Wärmereservoir bildet, sowie für Nebel im Herbst sorgt und damit die Edelfäule begünstigt. Diese Faktoren beeinflussen das Klima des Rheingaus, das so wichtig für Vegetation der Reben und Reife der Trauben ist. Manche Experten sprechen sogar von einer eigenen, kleinen Klimazone.

Ein weiterer Aspekt ist das Qualitätsdenken der Rheingauer Weingüter. Trauben aus verschiedenen Lagen werden als unterschiedliche Weine ausgebaut, so daß der Kellermeister von der Kelterung, über die Gärung, bis zur Lagerung des Jungweines auf besondere Merkmale Rücksicht nehmen kann.

Es gibt zwar Spitzenlagen im Rheingau, aber es kann Jahre geben, in denen Weine aus weniger guten Lagen einen besseren Wein hervorbringen, da es Faktoren gibt (Gewitter, Hagel, Nebel, Frost etc.), die ihre Auswirkung nur in einem kleinen Gebiet zeigen.Um allen Weinen gerecht zu werden, gibt es jährliche Weinprämierungen, die mit ihren Preisen bedeutende Weine auszeichnen.